In der Welt des Hundetrainings ist es oft die Beziehung zum eigenen Hund, die einen selbst, auch als langjährige Hundetrainerin, prägt. Denn selbst nach all den Jahren kann immer noch etwas gelernt und weitergegeben werden. Mein erster Hund, Thea, war eine slowakische Schwarzwildbracke, die ich aus der Tötungsstation gerettet habe. Ihren kleinen Pfoten folgte etwas später Skadi, eine „kleine“ Leonberger-Fellkugel, die beim Besuch beim Züchter mein Herz zum Schmelzen brachte. Beide Hunde, so verschieden sie auch waren, prägten mein Leben als Halterin und Trainerin auf ihre besondere Art.
Thea brachte mich auf den Weg zur Hundetrainerin und dorthin, wo ich jetzt bin. Sie war ein Angsthund, der mir lehrte, wie wichtig es ist, die Welt durch ihre Augen zu sehen und Hunden aus ihren Ängsten zu helfen, um ihnen eine bessere Lebensqualität zu bieten. Oft musste ich ihr sozialer Fels in der Brandung sein und das nötige Verständnis entgegenbringen, da manche ihrer Ängste für uns nicht wirklich nachvollziehbar waren. Leider sind Tage wie Silvester prägend für Hund und Mensch. Thea hatte extreme Angst vor Feuerwerk und hätte sich am liebsten in den kleinsten Spalt versteckt, den sie finden konnte. Ich nahm sie zu mir, legte mich auf die Couch und deckte uns zu. Innerhalb weniger Minuten entspannte sie sich und konnte sogar einschlafen, als wäre die Decke, mein Körper und meine ruhige Art ein Schild, das sie vor jeglichem Schaden beschützt. Ähnliche Erfahrungen machten wir an Gewittertagen, an denen sie immer zu mir ins Bett hüpfte und an mich gekuschelt unter der Decke liegen blieb, bis das Gewitter vorüber war. Ein Hund, der Ängste zeigt, wirkt auf uns Menschen oft irrational, aber das Training mit solchen „Angsthunden“ ließ mich verstehen, dass es bei der Lösung des Problems nicht auf den Auslöser ankommt, sondern mehr darum, die Situation für den Hund in eine andere Richtung zu lenken. Denn viele Auslöser für Angst kann man einfach nicht verhindern, und deshalb sind Verständnis und Ruhe essenziell für das Training.
Auf der anderen Seite erlebte ich mit Skadi, die 2021 bei mir einzog, eine neue Art der Herausforderung. Leider war es die Zeit von Covid-19, und sie hatte beim Züchter in den ersten acht Wochen sehr wenig Kontakt zu Menschen. Nach einer schlechten Erfahrung in einer Tierklinik verlor sie scheinbar das Vertrauen in Fremde. Aber gemeinsam haben wir gelernt, damit umzugehen und dass man seinem Begleiter auf vier Pfoten mit konsequentem Training viele Situationen, die früher ein Problem waren, leichter und angenehmer gestalten kann.
Ein wichtiges Thema, das ich durch Skadi besser verstanden habe, ist der berühmte Gang zum Tierarzt. Einen großen, schweren Hund kann man nicht zu einer Behandlung zwingen – die Kooperation des Hundes ist entscheidend. Skadi lernte, dass nicht alles beim Tierarzt schlecht ist, wie es andere Hunde im Warteraum darstellen, und dass nicht jeder Arzt ein großes böses Monster ist. Sie baute durch einfaches Training beim Arzt Vertrauen in mich auf, selbst wenn einmal unangenehme Behandlungen anstanden. Ein weiterer prägender Moment war, als Skadi Angst vor Bodengittern zeigte. Über dieses „Teufelswerk“ wäre sie niemals von allein gegangen, aber durch meine Motivation und ihr Vertrauen in mich wurde sie mit jedem weiteren Bodengitter selbstbewusster und sicherer. Ihre Fähigkeit, mir zu vertrauen, half ihr, ihre eigenen Grenzen zu überwinden.
Eine starke Bindung ist für mich das Fundament, auf dem alles Weitere aufbaut. Sie weiß, dass wir eine Familie sind, und diese Verbundenheit erlaubt uns, Freiheit und Nähe gleichermaßen zu genießen. Das ermöglicht uns, auch ohne Leine harmonisch miteinander unterwegs zu sein. Wir sind ein Team, und ich vertraue darauf, dass sie zu mir zurückkommt, auch wenn sie sich einmal weiter entfernt. Dies gibt uns beiden ein Gefühl von Sicherheit und lässt sie die Welt selbstbewusst erkunden. Unsere Kommunikation ist freundlich und konsequent; ich fordere nur Dinge ein, die sie bereits gelernt hat, und trainiere sie mit positiver Verstärkung. Dadurch gibt es kaum Missverständnisse, die auch bis zur Verständigung durch Handzeichen oder Körpersprache reichen.
Die Zeit mit meinen Hunden hat mich gelehrt, dass Hunde nicht nur Begleiter, sondern auch Lehrer sind. Jeder Hund bringt seine ganz eigene Persönlichkeit und Bedürfnisse mit und fordert uns heraus, uns immer weiterzuentwickeln. Thea gab mir den Anstoß, Hundetrainerin zu werden, und Skadi schärfte mein Verständnis für Training, Geduld und die tiefe Verbindung, die sich entwickeln kann.